Vermutlich hat sich aus dem Begriff Docke das Wort doll (für Puppe) abgeleitet, möglicherweise im Zusammenhang mit Volksfesten, auf denen Budenbesitzer für den Kauf „hübscher Docken“ geworben haben.
Der Begriff doll wird im Englischen auch als Bezeichnung für ein hübsches Mädchen verwendet. Offensichtlich steht der Spielgegenstand „Puppe“ in einem engen Verhältnis zum weiblichen Geschlecht. Nimmt man den gesamten Bereich des Spielgegenstandes „Puppe“ in Blick, so kann man in Hinblick auf die Erscheinungsformen fünf Bereiche unterscheiden: Spielpuppen, Modepuppen, Puppenfiguren, Theaterpuppen und selbsttätige Puppen.

Die Spielpuppe tritt uns quasi als Einzelwesen gegenüber. In der Hand des Kindes wird diese Puppe zu einem persönlichen Gegenüber, in dem sich das Kind spiegeln kann. Mit Hilfe der Puppe kann das Kind sich selbst und seine Erlebnisweisen erkunden. Im Spiel mit der Puppe erfährt das Kind etwas von sich und kann spielerisch Formen der Beziehung zur Umwelt (zu Eltern und Geschwistern) erproben. Daher ist die Materialbeschaffenheit (Holz, Porzellan, Ton, Stoff usw.) von eher nachrangiger Bedeutung. (vgl. Fritz, S.64)

Ursprünge und Nutzungsbereiche der Puppe

Warum wendet sich das Kind in spielerischer Absicht der Puppe zu?

zurück zu Puppenspielhier geht's zurück...

 

 
     
 

 

Ursprünge und Nutzungsbereiche der Puppe

Der Ursprung der Puppe liegt im Dunkeln der Geschichte. Die Puppe als Ebenbild und „Stellvertreter“ des Menschen stellt einen der ersten Versuche der Menschheit dar, sich selbst zu objektivieren, sich ihrer selbst bewusst zu werden, nach außen deutlich zu machen, wie sie sich selbst sieht.
Man kann davon ausgehen, dass einfachste Puppen für das Spiel der Kinder bereits in frühester Zeit Verwendung fanden und dass es einen fließenden Übergang der Puppe von ihrer Funktion in rituellen Praktiken zum Spiel des Kindes gegeben hat. Darauf deuten nicht nur Indianerbräuche, sondern auch verbürgte Berichte aus der Geschichte europäischer Völker. Die aus geplünderten Kirchen entwendeten Madonnenfiguren wurden nicht selten Kindern zum Spielen gegeben.
Im Spiel mit der Puppe geht Gesellschaftliches mit ein: sowohl die Produktionsmittel einer Gesellschaft als auch die tragenden Normen, Herrschaftsverhältnisse, Rollenverteilungen, Frauenideale und Wertvorstellungen. Das Kind „fädelt“ sich in die gesellschaftliche Umwelt ein, indem es das nachahmt, was es sieht, und damit es das vorahmt, was ihm vorbestimmt zu sein scheint. Insofern mag die Puppe prägend sein für das Verhalten des Kindes zu den Menschen, zu seinen Rollenvorstellungen und Verhaltensmustern. So spiegelt sich die gesellschaftliche Wirklichkeit im Kinderspiel mit der Puppe wider: „Bei dem einen Mädchen backt, näht, wäscht und plättet die Puppe, beim anderen thront sie auf dem Sofa, empfängt Besuche, eilt ins Theater und zur Gesellschaft, beim dritten schlägt sie Leute, legt eine Sparbüchse an und zählt das Geld. Wir trafen Kinder, bei denen bereits die Lebkuchenmännchen Rangbezeichnungen trugen und Bestechungsgelder annahmen.“

Der Kern dessen, was wir unter „Puppen“ verstehen sind die als „Einzelwesen“ auftretenden Spielgegenstände. Diese Puppen, Gegenüber und Projektionsfläche des Menschen, werden in der Hand des spielenden Kindes zu einem Medium, sich selbst zu erkennen, zu entfalten und in die Gesellschaft hineinzuwachsen. Insofern spiegeln diese Puppen nicht nur das spielende Kind wider, sondern auch die Gesellschaft mit dem Stand ihrer technologischen Entwicklung, den Normen, den gesellschaftlichen Schichten und nicht zuletzt den geschlechtsspezifischen Handlungsmustern.
Man kann davon ausgehen, dass es die Spielpuppe für das Kind seit dem Beginn der kulturellen Entwicklung der Menschheit gegeben hat: parallel zu rituellen Praktiken, in der Regel von Kindern und Eltern aus einfachen Materialien und ohne größeren Aufwand selbst gefertigt. Die ältesten überlieferten Puppen aus handwerklicher Herstellung stammen aus Ägypten (um 2000 v. Chr.). „Sie sind aus dünnen Brettchen geschnitten, ihr Körper ist mit geometrischen Mustern bemalt, die das Gewand andeuten sollen, auf dem Kopf sitzt mit Erdpech angeklebt eine Perücke aus Haarsträhnen von aufgefädelten Holz- oder Lehmperlen. Arme und Beine sind häufig beweglich. (vgl. Fritz, S. 66-71)

Hier sieht man zwei ruderförmige ägyptische Puppen um 2000 v.Chr.

zurück zu Puppenspielwieder nach oben... hier geht's zurück...


 
     
 

 

Warum wendet sich das Kind in spielerischer Absicht der Puppe zu?

Die Puppe ist für das Kind faszinierend, weil sie ein Abbild des Menschen darstellt: sowohl der eigenen Person als auch wichtiger Personen aus der Umwelt.
Für das ältere Kind wird die Puppe zu einem Objekt, mit dessen Hilfe sich das Spiel entfalte ausdifferenziert und das es ermöglicht, die notwendige Distanz zwischen sich, der Mutter und der übrigen Umwelt in einer für das Kind akzeptablen Weise zu schaffen. Das Kind erlebt anfangs eine sehr enge Beziehung zur Puppe. Die Puppe wird quasi Teil seines Körpers und verhilft dem Kind, die kurze Abwesenheit der Mutter zu ertragen, kann das Kind doch über seine Puppe verfügen, nicht jedoch über die Mutter. Die Puppe als Abbild des menschlichen Gegenübers kann im Spiel des Kindes ein Objekt sein, mit dessen Hilfe Kinder lernen können, ihre Gefühle und Beziehungsmuster auszudifferenzieren und alltägliche Erfahrungen zu verarbeiten.
„Die Puppe kann ausgeschimpft, geschlagen werden. Mit ihr kann das Kind das tun, was es selbst von den Eltern erfährt – seien es gute oder schlechte Erfahrungen. Diese Rollenumkehr, bei der die Puppe die Rolle des Kindes übernimmt, ist eine wichtige Möglichkeit der Verarbeitung und gleichzeitig der Identifizierung mit den Eltern und Erzieherinnen. Auch Aggressionen, Eifersucht und Wut gegenüber den Geschwistern und gleichaltrigen Freunden lassen sich gefahrloser mit deren Puppen-Stellvertretern austragen als mit diesen selbst.“
Die Puppe wird zu einem Anreiz, sich mit der Realität zu beschäftigen, sie im Spiel nachschaffend zu verstehen und sich darin behaupten zu lernen. Im Spiel mit der Puppe ist für das Kind ein permanenter spielerischer Verwandlungsprozess möglich, der auf die Entwicklung von Potentialen für mögliche Wirklichkeiten gerichtet ist. (vgl. Fritz, S.69-72)

zurück zu Puppenspiel wieder nach oben... hier geht's zurück...